2005-12-13 - 8. Leipziger Medizinerkonzert - Vorweihnachtliches Musizieren in der Alten Handelsbörse

Eine traditionelle Institution ist es nun schon, das Leipziger Medizinerkonzert, das dieses Jahr zum achten Mal, wiederum im Saal der Alten Handelsbörse, stattfand. Wegen der großen Anzahl begeisterter Mitwirkende gab es in diesem Winter wieder zwei Termine mit größtenteils verschiedenem Programm. Dieser erste Abschnitt dieses Artikels bezieht sich auf den ersten Abend am 13. Dezember.
Den Auftakt machte, wie auch stets in den Jahren zuvor, der Medizinerchor medici cantantes, jetzt unter der Leitung von Tillmann Wallborn. In „Ad te levavi“ und „Ex Sion“ stellte er Geschick und Feinfühligkeit für die beiden Choräle von Josef Gabriel Rheinberger unter Beweis. In der Folge trugen Solveig Carmienke und Domini Kallias die Invention Nr. 1 in C- Dur von Bach sowie sein Präludium in F- Dur vor, beides in einer Version für zwei Gitarren. Auf „einen kleinen Ausflug in die Romantik“ wurde das Publikum mit dem ersten Satz aus dem Forellenquintett von Schubert mitgenommen. Ein langes Stimmen vorab versprach Außergewöhnliches, und umso präziser erklang dann auch das Allegro Vivace, interpretiert von Julian Bindewald am Klavier, Kay Schmerbach mit der Violine, Falk Fichtner spielte die Viola, Ina Mäurer das Cello und der Contrabass war mit Ephraim Beck besetzt. Die Virtuosität der fünf Mitglieder des Universitätsorchesters wurde gar mit Zwischenbeifall belohnt. In einem Auszug aus Edvard Griegs bekanntem Klavierkonzert in a-moll hatte Julian Bindewald vor der Pause seinen zweiten Auftritt an diesem Abend. Christian Girbardt und er interpretierten mit atemberaubender Geläufigkeit und Rafinesse das Allegro molto moderato in einer Version zu vier Händen. Stephan Kelm, regelmäßigen Besuchern des Medizinerkonzerts als Tenor mit einer gewitzten Vortragsweise sicherlich ein guter Begriff, konnte davor das Publikum für sich begeistern. In „Vor dem Winter“ von dem Zeitgenossen Manfred Schmitz sang er von winterlichen „Rosen, roten Rosen“. Gemeinsam mit Claudia Opitz präsentierte er danach „Dich kennen heißt dich lieben“ aus dem Musical „Mozart“ von Sylvester Levay und Michael Kunze. In dem Liebesdütt zwischen Wolfgang und Constanze umsangen sich die beiden in liebevoller Weise. Belohnt wurde ihre außergewöhnliche Präsenz mit kräftigem und herzlichem Applaus. Die charmante Moderation, dieses Mal von Sabine Gerich übernommen, entließ das Publikum sodann in eine winterliche Pause und lud zu Glühwein und Plätzchen im Foyer der alten Handelsbörse ein. Nach der Pause erspielte sich die Jazz-Combo um Dr. Gaunitz mit drei Klassikern deutlich jüngeren Datums einen weiteren Höhepunkt in dem insgesamt rund zweieinhalbstündigen Konzert. „25 or 6 to 4“, „Spinning Wheel“ und das legendäre „Cantaloupe Island“ von Herbie Hancock stachen mit ihren groovigen Beats und spektakulären Soli hervor. Im, ab dann wieder, klassischen Teil überzeugte Jeanette Förster am Klavier mit den beiden Capricci op. 76 Nr. 1 und 8 von Johannes Brahms. Ebenfalls von Brahms in Kooperation mit Schumann und Dietrich folgte der dritte Satz der FAE-Sonate für Violine und Klavier, vorgetragen von Kay Schmerbach und Stefan Neumeier. Albrecht Böhlig präsentierte drei Eigenkompositionen von musikalischer Raffinesse, Vertonungen der „Spanischen Tänzerin“, „Der Wald“ sowie das Gedicht „Frühlingsmeditation“, eine Dichtung aus seiner eigenen Familie. Er begleitete am Klavier Torsten Glas, der in kräftiger Bariton-Lage die Texte von Rainer Maria Rilke, Georg Maurer und Babette Böhlig, vortrug.Aus den „Liedern und Tänzen des Todes“ von Mussorgsky rezitierte Yvonne Schaffrin den Epos „Der Feldherr“, am Klavier wiederum begleitet von Peter Franzke. Zum Abschluss boten die medici cantantes den Choral „Verleih’ uns Frieden“ von Heinrich Schütz.

Auch der zweite Abend des Medizinerkonzertes, der am 15. Dezember stattfand, erfreute sich einer großen Zuhörerschaft. Die Moderation verhalf zu fließenden übergangen und lieferte interessante Hintergrundinformationen sowohl zu den Künstlern als – wie könnte es auch anders sein – ebenfalls zu den Krankheitsgeschichten der Komponisten. Das Programm war bunt gemischt, beginnend mit dem Medizinerchor „medici cantantes“, der unter der Leitung von Tillmann Wallborn mehrere Stücke von Joseph Gabriel Reinberger zum Bbesten gab und sofort die Begeisterung des Publikums entflammen konnte. Wie auch schon im ersten Teil des Medizinerkonzertes folgten nun Bearbeitungen für Gitarren von Bachs Invention Nr. 1 in C-Dur und Präludium in F-Dur, vorgetragen von Solveig Carmienke und Dominik Kallias. Noch die Gitarrenläufe im Ohr, übernahm schon Britta Glaser mit Gesang die musikalische Unterhaltung. Sie wurde von Julian Bindewald am Klavier begleitet und beeindruckte gleich mit drei Stücken: W. A. Mozarts „Un morto di gioia“, R. Schumanns „Lotusblume“ und C. Debussys „Ballade des femmes de Paris“. Ebenfalls ein französisches Stück ist das folgende Dütt „Pièce“ von Gabriel Fauré, das von Julian Süß an Flöte und Eleonore Weber am Klavier vorgetragen wurde. Schade war, dass Ellen Bischoff, die das nachfolgende Stück „The closest thing to crazy“ von Mike But unter Begleitung von Peter Franzke am Klavier zum Besten gab, anfänglich sehr mit Unsicherheit zu kämpfen hatte, und somit das Stück erst gegen Ende zur vollen Geltung kam.Bevor die aufmerksame Zuhörerschaft auch dieses mal zu Glühwein und Plätzchen in die Pause entlassen wurde, durfte sie noch den Höhepunkt dieses Abends genießen: Christian Girbardt bezauberte mit seinen flinken Händen am Klavier, als er zwei Präludien von Chopin mit großer Virtuosität vortrug. Nach der Pause übernahm die Band „Kadenza“ mit verschiedenen Stücken, unter anderem auch selbstkomponierten, das Programm. Zusammengesetzt war sie aus Dorothea und Johanna Kratzsch an Klarinette und Saxophon, Tom Mech an der Gitarre, Georg Schubert am Bass, Martin Lorenz am Klavier und Christian Müller am Schlagzeug. Ihr Können und ein aufeinander abgestimmtes Spielen imponierten und vor allem die Bläsersoli führten zu spontanem Zwischenapplaus. Nach ihrem imposanten Abgang freuten sich die Zuschaür auf einen etwas außergewöhnlichen Teil dieses Medizinerkonzerts: Nämlich den Auftritt Anne Wackers am Accordeon, der für viele das Kennenlernen einer neün Seite des Musizierens mit diesem Instrument bedeutete. Nach begeistertem Applaus für Anne Wacker, betrat Christian Girbardt wiederum die Bühne, diesmal um mit Annette Böhmer an der Violine und Johannes Lakna am Cello das „Finale: Appassionato“ des Trios in G-Dur von Claude Debussy in atemberaubender Feinfühligkeit zu rezitieren. Wie auch schon im vorausgegangenen Konzert, wurde der Abend von Yvonne Schaffrin mit „Der Feldherr“ aus den „Liedern und Tänzen des Todes“ von Mussorgsky, am Klavier begleitet von Peter Franzke, und anschließend einem weiteren Auftritt der „medici cantantes“ abgerundet. Nach ihrem Choral „Verleih’ uns Frieden“ von Heinrich Schütz, ließ sich der Medizinerchor zu einer Zugabe überzeugen und entließ das Publikum mit einer auf die Mediziner umgeschriebene Version des bekannten Stückes „Ich wollt ich wär ein Huhn“. Den Abend in der Alten Handelsbörse zu verbringen, hat sich also durchaus gelohnt und ich freü mich schon auf das nächste Konzert im Sommer.

Annika Krempel (Zeitschrift 'endoskop')